Dass ich öfters mal meine Klappe halten sollte, ist ja keine wirklich neue Information für mich. Aber manchmal passieren dadurch auch sehr schöne Dinge. Wie zum Beispiel die Ernennung von Christoph Niemann als ADC Ehrenmitglied und dieser hochfeine Film für seine Vorstellung bei der „Night of Honour“ – übrigens von meinen beiden Lieblingsfirmen allerzeiten (Motiondesign) und German Wahnsinn (Musik). Aber der Reihe nach.

 

Irgendwann letztes Jahr hat Dörte Spengler-Ahrens bei einer ADC Sitzung in Hamburg in die große Runde gefragt, wer Vorschläge für mögliche Ehrenmitglieder hat. Nach ein paar top-vorbereiteten Mitgliedern mit Büchern und ausformulierten Reden, kamen dann spontane Einwürfe und eine doch recht wilde Diskussion, bei der ich irgendwann nebenbei einfach gefragt hatte: „Ist Christoph Niemann eigentlich schon Ehrenmitglied?“

Rückblickend betrachtet war diese Frage wohl aus psychologisch/rhetorischer Sicht wahnsinnig clever, denn sie klang nunmal so, dass der Mann auf jeden Fall Ehrenmitglied sein sollte – egal, ob er es schon ist.
Das war dann auch mein letzter Wortbeitrag an diesem Tag, denn danach entspann sich eine große Diskussion über Christoph Niemann und seine Werke. Gefühlt fiel jedem im Raum ein Beispiel ein. Der eine lobte seine Zeichnungen, die er während des New York Marathon machte, der nächste seine Sunday Sketches und wieder einer die Streichelzoo-App. Das war vom abwesenden Christoph Niemann ein extrem lässiger Auftritt, denn am Ende hatte fast jeder im Raum mal irgendwas Positives zu ihm gesagt und so war dann auch die Abstimmung eindeutig.

Dörte frage dann in die Runde „Wer hat den eigentlich vorgeschlagen?“ Einige unsichere Blicke in meine Richtung. „Okay André, dann hältst du eine Laudatio bei der Jahreshauptversammlung.“ Ich, äußerlich: Superlässiges Nicken. Ich, innerlich: Irres Lächeln & Kopfschütteln, wie das jetzt bitte passiert ist.

„Jahreshauptversammlung“. Ein Wort, dem man sofort die Krawatte richten würde, würden Worte Krawatten tragen. Da stecken ja auch „Jahres“, „Haupt“ und „Versammlung“ drin. Kein Buchstabe wird an Kleinkram verschwendet. „Jahreshauptversammlung.“ Ba-dumm-tzz.
Nun, es war eklatant weniger furchteinflößend als befürchtet. Er kamen unwesentlich mehr Mitglieder als zu einem durchschnittlichen Treffen in Hamburg und nichts entfernt so nachhaltig jeden Funken Glamour als das Deutsche Vereinsrecht. So ein Treffen beginnt nämlich genau wie in jedem Dackel- oder Modelleisenbahn-Verein mit einer Eröffnungs-Zeremonie, in der Anwesenheit, Beschlussfähigkeiten und auch sonst allerhand festgestellt wird. Leider wurde nicht geklopft. Das hätte es wirklich gut gepasst.

Meine Laudatio für Christoph Niemann war die letzte an dem Abend und somit das Einzige, was alle Anwesenden vom Buffett trennte. Und zum Glück hatte ich mich dafür entscheiden, statt einer freien Rede ein Video zu schneiden, über das ich redete. Daher hatte ich absolut keine Chance mich zu verquatschen und war nach exakt 5 Minuten fertig. Mit Abstand die kürzeste Laudatio an dem Abend.

Das Ergebnis wurde dann erst in einer Rundmail an alle verraten. Parallel dazu rief das ADC Büro an, ob ich denn nicht jemanden kenne, der Lust auf einen kleinen Vorstellungsfilm hat, der bei der ADC „Night of Honour“ in Frankfurt läuft. Ich ruf‘ also etwas Kleinlaut bei Tim von allerzeiten an und frag ihn, ob er darauf Lust hat. Wie immer sagt er sofort zu. Ich ergänze noch: „Aber der ADC ist ein Verein, gell? Da ist quasi kein Geld zu holen. Aber da sitzt viel Zielgruppe und wenn Niemann euer Video postet, wäre das sicherlich nicht die schlechteste Werbung.“ – „Ja, easy. Klingt doch super.“

Die Jungs haben dann bei German Wahnsinn eine Musik machen lassen, die dem Studionamen gerecht wird – und ich konnte mir von Philipp mal wieder anhören, dass ich schon wieder ein Projekt mit Winzbudget angeschleppt hätte. Aber herrje – Christoph Niemann hat das Video nicht nur auf seiner offiziellen Instagram-Seite gepostet, sondern es ist (soweit ich scrollen konnte) dort der meistgelikte Beitrag von allen. Und das alles wegen einer nicht gehaltenen Klappe.