Ich wollte mich nicht mehr aufregen. Über Elons Twitter, Marcs Facebook oder Eugens Mastodon, was typisch deutsch „in nur 28 einfachen Schritten eingerichtet“ ist. 2022 war das Jahr in dem Social Media und ich eine schwere Krise hatten. Dabei hatten wir es so gut miteinander: Es gibt praktisch keine Plattform, die ich in den letzten 20 Jahren nicht vollgeschrieben hab. Das war nicht immer schlimm. Im Gegenteil. Es gab gefühlt drei Phasen: The Good, The Bad & The Ugly.
The Good war vor ca. 10 Jahren. Ich schrieb was vermeintlich Lustiges, jemand anderes antwortet etwas vermeintlich noch lustigeres und am Ende haben wir uns mit ausgestreckten Daumen die Hände geschüttelt und konnten alle gut schlafen.

The Bad war der Siegeszug des Kapitalismus. Die Gedanken waren nicht mehr frei, sondern gefesselt und geknebelt von SEO Empfehlungen, Algorithmus Trends (Strukturiert euren Post mit Emojis! Achtet auf den aktivierenden Ausstieg wie „habt ihr eure Herbstdeko schon fertig? Schreibt’s in die Kommis!“) und Analytics das jedes MaFo Institut blass wurde. Diese Phase dauert bis heute und wird wohl auch bleiben. Mit dieser Phase kam ich auch immer klar. Ich schreibe „gratis“ die Datenbank voll und dafür bekomme ich Aufmerksamkeit bei meiner Zielgruppe. Das war nie wirklich transparent aber immerhin fair.

The Ugly war der Hass. Wortwörtlich. Beiträge wurden nicht mehr gelesen, sondern auf Trigger gescannt. Schreibt hier ein Nazi oder ein linksgrünversiffter Wokeness-Freak? Denn es gibt nur diese beiden Gruppen. Differenzierte oder gar ambivalente Meinungen waren (und sind) im Internet fast unmöglich. Schrieb man einen Satz wie „Ich bin dafür, Geflüchtete aufzunehmen (ab hier ganz klar linksgrünversifft), aber ich möchte, dass für sie dieselben Kontrollmechanismen und Gesetze gelten wie für alle anderen und ich erwarte, dass sie die Sprache lernen (spätestens hier ganz klar Nazi). Was Elon Musk mit Twitter macht, finde ich zwar verrückt aber vergleichsweise harmlos im Vergleich zu Regeln, die Facebook und Instagram schon lange haben. Man stelle sich vor, man könnte in Tweets keine externen Links mehr posten, jeder dritte Tweet wäre Werbung oder Tweets hätten praktisch keine native Reichweite mehr – was da los wäre! Dabei wäre es dann einfach nur wie auf Instagram.

2022 starb für mich eine Plattform nach der anderen. Aber die Texte wollten raus. Wohin auch immer. Ich schreib schon ein GoogleDoc bis in die Unendlichkeit voll, weil ich die Texte irgendwie aus dem Kopf haben musste. Dann kam Monique von The Verge und schrieb das Offensichtliche: Bring back Personal Blogging. Es war so logisch! Warum über andere aufregen, wenn wir es selbst viel besser machen können. Das Internet wie es sein sollte. Und das mache ich jetzt hier.

2023 – Reclaim Social Media ✊!

Und ja, auch das hat noch einige Macken. Es gibt leider aktuell weder Like-Button noch Kommentar-Sektion, dank völlig absurden DSGVO Regelungen (die uns auch schon während der asap.industries Phase unendlich hilfreich waren …) und seit neustem in Kombination mit Abmahn-Anwälten von denen ich hier auch schon einen am Hals hatte. Eventuell wird es Coral oder eine andere Plattform. Vielleicht bekomme ich was reingelötet, bevor die EU Web3 verboten hat.

Willkommen in meiner kleinen gemütlichen Social Media Laube. Ich glaub, es wird schön.