Was KI angeht, trennt sich mein Umfeld in diese Gruppen:
Analoge: „Ach, also Technik naja … hier übrigens ein Buch aus Papier.“
Überraschte: „ChatGPT ist schon krass. Hast du mal XY eingetippt?!“
Pessimisten: „Fuck, jetzt werden wir alle arbeitslos!!! Alle!!!“
Klugscheißende: „Die Nachfrage nach kognitiven Dienstleistungen wird in 4 Jahren auf 0% sinken.“
Devs: „Naja, es geht schon einiges, aber vieles auch nicht.“

Ich versuche mal eine ganz pragmatische Sicht auf KI im Alltag 2023 – die bei der täglichen Arbeit hilft. Und ja, damit meine ich natürlich ChatGPT, ABER auch banale Sachen wie Korrektorat, das auch Scribble schneller von einer KI gezeichnet sind, als selbst einen Stift zu benutzen (zugegeben, ich scribble 1. langsam und 2. lausig). Oder wie man Fotos in Sekunden überarbeitet:

Also – was hat sich mit KI (wirklich) geändert? 

Wenig. Abgesehen von vielen aufgeregten Linkedin-Posts haben die Talentierten immer noch ihre Jobs – die Faulen auch, aber sie rutschen nervöser auf ihren Stühlen herum als letztes Jahr. Die KI hat derzeit etwa Praktikantenniveau erreicht, was zugegebenermaßen extrem beeindruckend ist, aber wer seinen Job wegen dieser Konkurrenz verloren hat, hat sicherlich einfach einen schlechten Job gemacht.

Um Innovationen (allgemein) einordnen zu können, hilft es enorm, zwei Gesetzmäßigkeiten zu kennen:

  1. Den Hype Cycle:Gartner Hype Cycle
  2. Amaras Law:
    „Wir überschätzen die Auswirkungen einer Technologie auf kurze Sicht – und unterschätzen sie auf lange Sicht.“ 

Der Hype Cycle ist witzig, weil er praktisch immer exakt so verläuft. (Das Metaverse hofft z.B. grade im Tal der Enttäuschung, dass Apple noch eine VR Brille im Keller findet.)

Die spannende Frage ist, wo sich die KI befindet … reflexhaft will man „vor dem Peak“ antworten, aber die KI hat den Peak schon laaaange hinter sich. Den hatte sie in den 50er(!) Jahren mit Alan Turing, in den 60ern mit Moores Law (das stößt grade übrigens an seine Grenzen) und in den 90ern mit IBM Deep Blue, als die KI den Schachweltmeister Garri Kasparov schlug. Jedesmal dachten alle, JETZT wird KI alles verändern – tat sie aber nicht. Große Enttäuschung gefolgt von Ignoranz. Auch immer(!) ein Fehler – wie bei Web3/Metaverse aktuell.

Es wird eben nicht plötzlich alles anders – sondern langfristig. Denn das was wir aktuell mit KI erleben, ist das „Plateau of Productivity“. 

Dieses Plateau erkennt man an einem sehr einfachen Indikator: Man benutzt die neue Technologie freiwillig – heißt: ohne das es nervt. 

Kurzer Vergleich mit Web3 & Metaverse: Hier nervt (noch) alles. Erklärt mal euren Eltern den Onboardingprozess fürs Web3 (oder was Web3 überhaupt ist). Ja, äh, dezentral mit Crypto-Wallets, Blockchain, Dingens – plus Kapitalismus auf Crack an allen Ecken, teure Transferkosten, die dafür aber extrem langsam sind. Entweder Grafik wie 1992 oder gute Grafik dank Pixelstreaming, für die Nvidia aber leider den Preis eines Erstgeborenen berechnet. Und wenn der Coin der Wahl noch Proof of Work hatte, ruiniert man auch noch das Klima. Willkommen im Tal der Enttäuschung – und ja, auch hier geht’s wieder raus.
In einigen Jahren.

Schnitt zur KI: Die hat dieses Tal hinter sich. ChatGPT läuft bei vielen tastaturbasierten Beschäftigten wie z.B. mir in einem Tab. Richtig: In einem Browser-Tab. Einfach so. Keine eigene App, kein Onboarding, kein Wizard und auch kein hässliches Interface (wie noch 2022).
Willkommen bei der Arbeit. Apropos Productivity:

Das sind meine KI Tools im Arbeitsalltag:

TEXT:

Deepl Write ist mein Korrektorat.
Ja, kein ChatGPT auf Platz 1 bei mir. Stattdessen eine KI aus Köln(!). Typisch deutsch auch im Auftreten: 10x so zuverlässig und gleichzeitig maximal unsichtbar in der PR. Denn woher auch das PR-Momentum nehmen, wenn einfach nur alles funktioniert? Denn so ist es:
Hier copy-paste ich Textabsätze rein und in einer Sekunde korrigiert er alle Tippfehler raus, kürzt Füllworte und schlägt generell bessere Formulierungen vor. Wie die Word-Autokorrektur in sehr viel besser. Aber: man muss erstmal einen ordentlichen Text rein kopieren, die eigenen Vorschläge klingen doch häufig sehr amtsdeutsch.

(Das war übrigens mein (unbearbeiteter) Text, hier die Korrektur:)
Hier kopiere ich Textabschnitte und in einer Sekunde korrigiert er alle Tippfehler, kürzt Füllwörter und schlägt generell bessere Formulierungen vor. Wie die Word-Autokorrektur, nur viel besser.
Aber: Man muss erst einen ordentlichen Text rein kopieren, die eigenen Vorschläge klingen oft sehr amtsdeutsch.

(Anhand der deepl Korrektur würde ich vermutlich noch anpassen:)
Ich kopiere einfach Textabschnitte hinein und in einer Sekunde korrigiert er alle Tippfehler, kürzt Füllwörter und schlägt bessere Formulierungen vor. Wie die Word-Autokorrektur, nur viel besser.
Aber: Man muss erst selbst einen ordentlichen Text schreiben und ihn korrigieren. Die eigenen Vorschläge klingen häufig amtsdeutsch.

ChatGPT ist mein Text-Praktikant.
Je besser ich ihn briefe, desto besser sind die Ergebnisse. Wenn ich ihn mit einem Halbsatz losschicke, kommt nur Murks raus. Ich muss mir schon etwas Mühe beim „Prompt“ geben und auch gutes Feedback geben um Texte immer wieder zu überarbeiten – dann hilft ChatGPT oft. Aber eben auch „nur“ als Hilfestellung. Selbständig schreiben, wirklich originelle Ideen oder sehr aktuelle Themen kann die KI einfach nicht. Macht aber nichts. Wenn ich mal wieder 15min in den Monitor starre und mir nichts einfällt, frage ich meinen Praktikanten und unter 50 Vorschlägen ist garantiert einer dabei, mit dem ich weiterschreiben kann.

MOODS & SCRIBBLES:

Hier sind KIs wirklich eine enorme Hilfe und viel besser als Google Bildersuche oder Stockbild-Datenbanken, weil ich beruflich meist Dinge ausdenke, die es eben noch nicht gibt und es immer ein Clusterfuck ist aus vorhandenem Bildmaterial ein Set zusammen zu stellen, was die Idee erklärt. Eine KI baut einfach das ganze Bild. Ein Bild. Herrlich.

Dafür benutze ich 4 Tools parallel (klingt kompliziert, ist tatsächlich sehr schnell und einfach):

Auf Discord:
Midjourney & Blue Willow.

Im Browser:
Dall-e & Stable Diffusion (wurde grade von GettyImages auf 1.8 BILLIONEN DOLLAR (höhö) verklagt, also mal sehen, wie lange das noch läuft 😉

Dafür schreibe ich einen „guten“ Prompt und copy-paste ihn in alle vier KIs. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine KI mit meinem Prompt mehr anfangen kann, als die anderen ist recht hoch, daher mache ich dann einfach bei der KI weiter, die das beste erste Ergebnis hatte. (Den anderen drei klopfe ich aber lobend auf die Schulter, dass sie auch mitgemacht haben, man ist ja kein Unmensch.)

Mittlerweile gibt’s auch „ganz okaye“ Prompt-Helper, früher hätte man es Briefings-Formular genannt. Der hier (noonshot) für Midjourney ist wirklich gut.

FOTOS:

2D -> 3D
Mit LeiaPix kann man seine superlangweiligen 2D Fotos in fancycrazy 3D Lightfield Fotos umwandeln. Ich weiß nicht genau warum man das machen sollte, aber hey: es geht (und lenkt vom Gesicht ab):

Freistellen & Hochrechnen / Upscaling
Cutout pro ist the place to go.
Hier geht’s zum Background Remover (ganz okay).
Hier geht’s zum Image Enhancer (ziemlich spektakulär).

Erweitern / Picture Extension
Hängt mit dem kleinen Zeh in der nächsten Kategorie, ist dafür aber schon zu gut: Dall-e Outpainting.
Beeindruckend, aber im Arbeitsalltag leider supernervig. Man muss für jedes Eck einen neuen Prompt schreiben, was zu 95% misslingt. Zumindest mir. Eine Intelligenz fehlt hier zumindest noch. Klar, nach einer Stunde hat man ein passables Ergebnis und nach 1-2 Tagen auch sowas wie die berühmte Perlenohrring-Demo, aber für ein echtes Werkzeug fehlt noch ein bisschen was.

INTERESTING BUT MOSTLY USELESS:

Die gefühlt größte Kategorie bei KI Tools. Vieles will, aber wenig kann. Daher hier eben auch nur die Tools, die wirklich was taugen. Bis auf eine Ausnahme (natürlich):

Ideen ausdenken
geht irgendwie noch nicht so recht. Ist aber auch nicht so unmöglich, wie es viele schreiben!
Das was UncreativeAgency da gebastelt hat, ist als Inspiration beeindruckend. Wenn ich komplett festhänge im Ausdenkprozess, why not.

uncreative agency

 

AI TOOLBOX:

Das waren die Tools, die bei mir täglich im Einsatz sind (Level of Productivity halt).

Aber aktuell kommt fast jeden Tag ein neues Tool auf den Markt und es gibt eine fantastische Seite, die das alles sammelt und bewertet: FutureTools.io
Sieht nicht schön aus, funktioniert aber und wenn man nach Upvotes sortiert, findet man oft hervorragende Tools für alle möglichen Bereiche.
Text-to-Speech und Coding funktioniert auch spektakulär gut, brauche ich halt nur fast nie bei meiner Arbeit.

Viel Spaß damit, ich hoffe es hilft.

Oder wie deepl Write sagen würde: