„Unsere Kinder daddeln gern – löst sich jetzt ihr Gehirn auf?“

Dabei sollen die doch auf Bäumen spielen! (Disclaimer: Ich/wir haben natürlich selbst keine Ahnung ob das so richtig ist, die Kinder kommen ja nicht mit Anleitung zur Welt und jedes ist völlig anders – aber nachdem unsere Jungs bis hier hin ganz gut geraten sind, hätte ich diese Tipps damals gern gehabt.)

1. Digitale Geräte waren noch nie(!) etwas Besonderes.

Berufsbedingt wachsen unsere Kinder fast zwangsläufig mit sehr vielen digitalen Geräten (inkl. Smarthome) in „theoretischer Verfügbarkeit“ auf. Papa und Mama verdienen mit dem Quatsch sogar Geld, da würde es unglaubwürdig klingen, wenn wir so tun würden, als wär das alles ganz böse und schwierig.
Digitale Geräte lagen schon immer gleichberechtigt neben Büchern und nem Stock – und faszinierend häufig fällt die Wahl auf das was keinen Strom braucht (bei Henry führen Bücher in der, äh, Papiertime(?) um Längen).

2. Jedes Kind braucht einen eigenen(!) Account auf jeder Plattform.

Ja, es ist creepy, 4-jährigen einen Account bei Nintendo oder Apple einzurichten, aber grade da(!) braucht die Plattform die Chance das Kind zu erkennen und zu schützen (das wollen dann doch die meisten Plattformen). Wenn das Kind mit euerm Account spielt, denkt die Plattform da spielt ein Erwachsener. Außerdem kann man mit eigenen Accounts die Bildschirmzeit und Kommunikation exakt steuern.
Bonzenhaushalt was? Tja. Apple erlaubt leider nur einen Account pro Gerät, daher haben wir meist sehr alte eBay iPads oder alte Arbeitsgeräte, die wir „den Kindern leihen“ (dieser kleine Satz macht es nachvollziehbarer für die Kinder, dass wir ihnen die iPad auch wegnehmen dürfen, als wenn es ihre Geräte wären).

3. Bildschirmzeit für diese Accounts einrichten und trennen zwischen „gute Apps“ und „nicht so gute Apps“.

„Bildschirmzeit“ ist eben NICHT gleich „Bildschirmzeit“.
Garageband (Musik – sensationell und gratis), Sketchbook, Foto, Stop Motion, Schach, Facetime (nur mit uns) oder iBooks bzw Onleihe (Bücherhallen) gehen immer. Das sind grundgute Apps, mit denen die Kinder wahnsinnig beeindruckende Dinge machen. Bitte weiter so.
Offline Games haben ein hartes Limit. Alle anderen Apps haben ein weniger hartes – aber ein Limit.
Online-Apps sind etwas völlig anderes …

4. Kinder ins Internet zu schicken ist wie Kinder in den Ozean zu schicken.

Ich mag das Bild von Amy Orben: Bevor wir unsere Kinder im Ozean schwimmen lassen, setzen wir sie erst in eine Badewanne, dann bringen wir (oder Profis) ihnen Schwimmen bei, dann erklären wir, das ihnen im Ozean auch Schwimmen nicht viel hilft, wenn Haie im Wasser sind – und irgendwann surfen sie sicher die größten Wellen.
Mit dem Internet ist es fast genauso. Mit der kleinen Ausnahme, dass die allermeisten das nicht so machen. Sie „verstehen ja nichts davon“, sind „nicht so die Techis“ und hoffen das Beste. Und die Kinder? Die finden sehr schnell irgendwo(!) einen Zugang zu alldem (genauso wie sie auch irgendwo tiefes Wasser finden).

Wie findet man was? Wie ordnet man das ein? Wo sollte man nicht drauf klicken? Was ist Propaganda oder Fake News? Im Gegensatz zum Ozean gibts im Internet keinen flachen Strand – es geht direkt ganz tief runter.

Daher sind YouTube und Social Media auf den Kindergeräten tabu, wenn wir da was schauen, dann sind wir dabei (eben auf unseren Geräten). Auf deren Geräte gibt es diese Apps so spät und so kontrolliert wie es irgendwie geht.
Spotify muss man einzeln einrichten, da gibts auch Videocontent und Bands mit Namen wie Samenstau, die will man nichtmal als Erwachsener. („Atmelos“ gilt leider nicht als Explicit Content.)

5. Bonuslevel Onlinegames.

Online Games wie Brawlstars, Minecraft (bei uns installiert) oder Fortnite, League of Legends (noch nicht installiert) haben Anfragensperren (niemand kann sie hinzufügen und anchatten). In ihrem Brawlstarts Clan/Club spiele ich selber mit (I’m the cool dad – that’s my thang). Minecraft ist „quasi-online“, also funktioniert auch offline fantastisch und was die Kinder da bauen, ist sensationell.

Wer selbst nicht online spielt MUSS eine Sache verstehen: MAN KANN NICHT AUF PAUSE KLICKEN! Das hat mich damals mit meinen Eltern schon wahnsinnig gemacht. Die meisten Runden dauern online nicht so lange, daher ist der korrekte Abendessen-Befehl „Nach der Runde kommt ihr bitte“. Vorher ist einfach grausam.

6. Die gefährlichste App auf jedem digitalen Gerät ist der Internetbrowser.

Unterschätzte Gefahr, weil Safari und Chrome so harmlos aussehen, aber DAMIT KANN MAN ÜBERALL HIN UND ALLES MACHEN. Browser entweder löschen oder ultrahart limitieren. Es gibt aber FragFinn oder BlindeKuh und einige andere Kinder-Browser. Das Problem ist nur leider, dass die SO streng filtern, dass den Kindern das zu schnell zu blöd wird.

Ironischerweise sind die viel gescholetenen KI-Tools wie ChatGPT oder Perplexity (für mich eh das neue Google) viel kindersicherer (und cooler / realistischer) als die meisten Suchmaschinen. Beide Apps bisher nur unter Aufsicht, aber mir ist bisher noch nichts Negatives aufgefallen (was man in dem Bereich erstmal schaffen muss).

Fazit: Geht mit den Kindern schwimmen. Dabei lernt man’s auch gleich selbst.

Ich hoffe es hilft als kleine Orientierung. Anmerkungen, Ergänzungen und Kritik gern auf meinem Linkedin Post zu diesem Beitrag.